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Bemerkungen rund um Diplomarbeiten

Die folgenden Bemerkungen sollen keinesfalls ein ausführliches How-To zum Thema Diplomarbeiten darstellen - im Gegenteil - viele Punkte gehöhren eher in die Klasse der Don'ts. :-)
Wer mich kennt - und das wird auch die Mehrzahl aller, die sich überlegen, bei mir ihre Diplomarbeit zu schreiben, zutreffen - weiss, daß ich durchaus meine Eigenheiten habe (zu denen ich auch stehe :-) ). Eine davon brachte ein Student sehr passend auf den Punkt, der nicht bei mir, sondern bei einer Kollegin diplomieren wollte und als Begründung nannte: "Der Herr Ulmann ist immer so technisch!"
...womit er übrigens vollkommen Recht hat - was Ihnen allerdings sicherlich auch nicht entgangen ist. :-) Wenn Sie Freude am Programmieren haben, am Entwickeln von Datenbanken, Perl-Programmen, was auch immer, freue ich mich schon jetzt auf Ihre Ideen zu möglichen Diplomthemen!
Sie können während der Vorbereitungszeit und auch im Verlauf Ihrer Arbeit jederzeit auf mich zukommen, wenn Sie Fragen, Probleme oder Vorschläge haben - wenn Sie auf eine Mail an mich keine Antwort innerhalb von ein bis zwei Tagen erhalten, liegt das nicht daran, daß ich mich nicht damit beschäftigen mag, sondern meist daran, daß ich vergessen habe, mich zu melden - seien Sie in solchen Fällen hartnäckig - spätestens bei der zweiten Mail überwiegt mein schlechtes Gewissen in der Regel. :-)
Viele Fragen, die während der Erstellung einer Diplomarbeit aufkommen und an mich herangetragen werden, beziehen sich auf Formalitäten - Zitierweisen, Fußnoten, etc. Die Mehrzahl aller dieser Fragen, läßt sich ganz schnell beantworten: Ich bin kein Pedant, der darauf besteht, daß Fußnoten in 8 Punkt Schrift gesetzt werden und n Punkte Abstand zum letzten Absatz der Seiten einhalten.
Um ehrlich zu sein, ist es mir wirklich ganz egal, wie Sie Ihre Fußnoten formatieren, und ob Sie die verwendete Literatur in Fußnoten, mit Verweisnummern, mit Autorennamen im Text, Autorenkürzeln oder wie auch immer zitieren. Solange klar ist, was aus welcher Quelle entnommen ist und diese Quelle so spezifiziert wurde, daß auf sie schnell zurückgegriffen werden kann, bin ich voll und ganz zufrieden.
Es gibt aber, das muß ich zugeben, auch Punkte, bei denen ich pedantischer bin - allen voran die Rechtschreibung und Formulierung. Auch, wenn Sie es nicht glauben werden, ich hatte schon Arbeiten, die mitunter auf über 20 Rechtschreibfehler auf einer einzigen Seite kamen! Das ist nicht nur peinlich, das ist auch kaum mehr zu lesen - jeder solche Fehler bringt einen (zumindest mich :-) ) wirklich aus dem Lesefluß.
Eine perfekte Diplomarbeit gibt es nicht - trotz meiner eigenen Pedanterie fiel mir in meiner eigenen Diplomarbeit nach (!) dem Binden beim ersten (und einzigen) spontanen Aufschlagen ein echter Patzer auf: Eine disjunkte Vereinigung ohne Punkt im Vereinigungssymbol! Solche Kleinigkeiten sind aber auch nicht tragisch. Wenn sich jedoch Rechtschreib-, Interpunktions- und Satzbaufehler derart häufen, daß ein flüssiges Lesen nicht mehr möglich ist, gereicht dies der betreffenden Arbeit in keiner Weise zum Vorteil. Man sollte auch bedenken, daß ich in der Regel nicht der einzige sein werde, der die Arbeit lesen wird. :-)
Versuchen Sie, Ihre Arbeit einige Tage vor dem endgültigen Abgabetermin soweit fertiggestellt zu haben, daß Sie sie - zum Beispiel kapitelweise - Korrekturlesern zukommen lassen können - man findet seine eigenen Fehler am allerschwersten und wird ohne fremde Hilfe beim Korrigieren kaum in sinnvoller Zeit fertig.
Neben reinen Rechtschreib- und Flüchtigskeitsfehlern sollte man aber vor allem darauf achten, im Satzbau nicht zu sehr auf umgangssprachliche Formulierungen zurückzugreifen. Geschockt hat mich beispielsweise die (zugegebenermaßen aus dem Zusammenhang gerissene) Formulierung "...kriegt der User die Daten angezeigt...". Der einzige, der hier etwas "kriegt", bin ich, nämlich graue Haare (kein Witz, aber das liegt hoffentlich eher am Kreidestaub :-) )! Warum nicht "...werden die Daten ausgegeben..." oder auch "...werden die Daten dem User zur Anzeige gebracht..." - irgendetwas, aber nicht "kriegt"!
In dieselbe Kategorie fällt auch der Genitiv, der in schier erdrückender Weise durch den Dativ überwuchert wird, obwohl dieser oft gar nichts an derlei Textstellen zu suchen hat. Auch Kommata fallen einem rapiden Aussterben zum Opfer - dabei sind es so schöne Satzgliederungssymbole (neben dem Semikolon und Gedankenstrichen, die übrigens länger als ein schlichtes Minuszeichen sind :-) ).
Übrigens sollte eine Diplomarbeit nicht in der "ich"-Form verfaßt sein - ebensowenig wie in der "wir"-Form, die mich persönlich immer etwas vergrault. Eine beliebte Formulierung ist "Wie wir leicht sehen, folgt aus Satz bla und blu sofort Lemma gnlpf". Wenn es mir dann nicht wirklich leicht fällt, das zu sehen, frage ich mich, ob ich auf dem Schlauch stehe, ob der Autor keine Zeit oder Lust hatte, noch ein paar erklärende Worte zu verlieren oder ob er still und heimlich gedacht hat, es fiele nicht auf, wenn man es deswegen nicht leicht sieht, weil man es gar nicht sehen kann?
Was die Länge von Diplomarbeiten betrifft, bin ich sehr flexibel - solange Sie nicht die ca. 40 Seiten Umfang stark unterschreiten, ist alles in Ordnung. Es gibt wirklich Themen, die beim besten Kürzungswillen nicht in 40 Seiten adäquat abzuhandeln sind - man täte einer solchen Arbeit nichts Gutes, wollte man sie mit aller Macht unter der 40 Seiten-Grenze halten. Die längste Arbeit, die ich bislang betreut hatte, besaß einen Umfang von 130 Seiten und war einfach sehr gut! :-) (Was natürlich nicht heißt, daß Arbeiten bei mir lang sein müssen - ganz und gar nicht, nur habe ich kein Problem damit, wenn Sie mehr Raum für Ihre Ideen benötigen!)
Wenn ich schon dabei bin: Sie wissen, daß es einige Dinge gibt, die ich wirklich nicht mag. :-) Produkte eines großen Redmonder Softwareherstellers, die vor allem im PC-Umfeld weite Verbreitung besitzen, gehören an allererster Stelle dazu. Wenn man den Unterschied im Erscheinungsbild einer in WORD(c) geschrieben und einer mit Hilfe von LaTeX gesetzten Arbeit betrachtet, stellt man fest, daß das Ergebnis des ersten im Grunde genommen eine bloße Aneinanderreihung von Buchstaben auf Papier darstellt, während LaTeX einen wirklichen Textsatz vollzogen hat.
Haben Sie den Mut, sich im Rahmen Ihrer Diplomarbeit mit LaTeX zu beschäftigen - das System ist kostenlos für alle wesentlichen Plattformen verfügbar und benötigt nur wenig Eingewöhnungszeit. Gemessen an der Ersparnis von Ärger, wie er bei anderen Programmen meist in der Nacht vor der Abgabe durch spontanes Verschwinden aller Fußnoten, das Durcheinanderwirbeln des Inhaltsverzeichnisses, etc. entsteht, wiegt diese kurze Einarbeitungszeit nur sehr gering.
Das soll nun nicht heißen, daß ich nur Arbeiten betreue, die in LaTeX gechrieben wurde, aber es soll heißen, daß ich mich freuen würde, wenn Sie LaTeX eine Chance gäben und ihre Arbeit hiermit setzten.
Einige Punkte sind so grundlegend, daß es mir fast schwer fällt, sie zur Sprache zu bringen, da ich Ihnen wirklich nicht unterstellen möchte, es sei nötig. Da ich aber immer wieder über sie stolpere, wage ich es doch:
  • Zirkelschlüsse sind keine gute Idee!
  • Verwenden Sie nicht zuviel Zeit und Platz auf die Beschreibung wirklich allgemein bekannter Dinge - zu HTML sollte man nur wenige Worte verlieren, falls sich die Arbeit nicht mit der Struktur von Markupsprachen oder ähnlichem befaßt. Andererseits sollten wirklich komplexe oder seltene Dinge zumindest so weit beschrieben werden, daß man einen Anhaltspunkt dafür erhält, wo man schnell und einfach nähere Informationen erhalten kann (was ist beispielsweise "TOra"?).
  • Und ganz, ganz wichtig (wenn Sie bei mir schreiben :-) ): Es gibt nicht nur PCs mit Software aus Redmond auf dieser Erde! Es gibt glücklicherweise auch noch richtige Rechner :-) - nicht nur Rechner unter LINUX, sondern auch beispielsweise unter dem schönsten Betriebssystem von allen, OpenVMS, und viele, viele andere (um ehrlich zu sein, habe ich nicht nur keinen PC, sondern ich will auch gar keinen PC - weder unter ... noch unter ... als Betriebssystem - ich habe eine wundervolle, alte, große VAX, FAFNER und mache alles, was ich tue, unter OpenVMS! :-) ).
Hmmmm - ich hoffe, Sie nicht vergrault zu haben - wenn Sie mich aus Vorlesungen kennen, wissen Sie (hoffentlich :-) ) daß ich nicht gar so schlimm bin, wie das obige den Eindruck erweckt haben mag. Ich mag nur gewisse Dinge nicht (Objektorientierung, Klicki-Bunti-Tools ohne Kommandooberfläche, PCs, ...), aber sonst bin ich wirklich umgänglich. :-) Und ich würde mich wirklich freuen, wenn ich sie nicht abgeschreckt habe und Sie trotz allem (oder vielleicht gerade deswegen? :-) ) Ihre Diplomarbeit bei mir schreiben wollen.
Wenn Sie übrigens noch keine gute Idee für ein Thema im Kopf haben, verabreden Sie sich einfach mit mir - irgendetwas interessantes fällt uns zusammen ganz sicher ein! :-)